Rund 40 Mitglieder und Interessierte der IG Weidemilch trafen sich am Dienstag, 30. April, auf dem Hofgut Hinterberg der Generationengemeinschaft von Michael und Ruedi Sutter in Bretzwil im Baselbiet.

Grundlegende Weideregeln

Das Thema professionelles Weidemanagement wurde von Michael Sutter anhand der neu erschienenen AGFF-Merkblätter 1 und 2 anschaulich erklärt. Das Gras zu messen, hat eine Steigerung der Flächenproduktivität zur Folge und schult das Auge des Betriebsleiters, damit die richtigen Schlüsse für die kommenden Tage gezogen werden. In diesem Zusammenhang betonte Sutter drei grundlegende Weideregeln:

Rechtzeitiges und frühes Beweiden im Frühling: Die Graswachstumskurve wird dadurch abgeflacht, die Bestockung gefördert und die Kuh frisst die gesamte Biomasse, ohne zu selektieren, sogar allfällige Reste vom letzten Jahr. Während der Vegetationsperiode sollten die Koppeln bestossen werden, sobald etwa 1200 kg TS/ha nachgewachsen sind. Das entspricht dem 3-Blatt-Stadium des Englischen Raigrases.

Konsequent tiefes Abweiden: Wo Weidereste übrig bleiben, wird die Grasqualität von Umtrieb zu Umtrieb abnehmen, wenn keine Korrekturmassnahmen eingeleitet werden. Weiden putzen ist nur in Ausnahmefällen nötig. Bei anspruchsvollen Beständen, etwa mit Rohrschwingel oder Wiesenfuchsschwanz, sollte mindestens eine Mähnutzung pro Jahr eingeplant werden.

AboFrühjahrstagungDie IG Weidemilch besuchte einen Betrieb mit effizienten Weidekühen aus eigener ZuchtDonnerstag, 13. April 2023Vorausschauend planen: Das Ziel, möglichst viel Sonnenlicht in Milch umzuwandeln, wird durch die intensive Weide am effizientesten erreicht, wenn das Graswachstum genau beobachtet wird. Die oben beschriebene optimale Auftriebshöhe ist im Frühjahr nach 14 bis 21 Tagen Ruhezeit erreicht. Während einer Sommerdepression ist diese Ruhezeit auszudehnen, um die Pflanzen nicht zu übernutzen.

«Winterfütterung» im Sommer

Die Umsetzung der Theorie vom Morgen konnte am Nachmittag direkt in der Praxis besichtigt werden. Auf rund 27 ha arrondierter Weidefläche weiden Sutters 71 laktierende SF-Kühe und der Stier. Die saisonale Abkalbung im Frühjahr wird konsequent umgesetzt, alle Kühe kalben von Mitte Januar bis Mitte April ab. Die Startphase fällt damit mit dem Futterberg im Frühling zusammen und es muss insgesamt weniger Futter konserviert werden. Damit streben Michael und Ruedi Sutter einen hohen Stundenlohn an. Sie produzieren nach IP-Suisse-Richtlinien und liefern die Milch an die Mooh-Genossenschaft.

Der Betrieb hat viele Südhänge und befindet sich in einer trockenen Lage. Bei Futtermangel auf den Weiden verlängern Sutters die Ruhezeit und füttern im Stall zu. Der Herbst ist dann meist wie ein zweiter Frühling, wobei wiederum voll geweidet werden kann. In den letzten Jahren stellte man fest, dass sich die Vegetationsperiode verlängert hatte, dafür aber im Sommer eine Zeit mit «Winterfütterung» eingeplant werden musste. Für das Melken wurde 2012 vorausschauend ein 2x10-Swing-Over-Fischgrätenmelkstand gebaut, wodurch eine Person die 71 Milchkühe auch zu Laktationsbeginn in maximal 5/4-Stunden melken kann.

Den Aufwand weiter senken

AboGrosses Interesse: Die Mitglieder der IG Weidemilch auf dem Betrieb von Kilian und Ignaz Aregger in Willisau LU.IG WeidemilchSteile Flächen, Vollweide und Melkroboter – das gehtMontag, 5. September 2022 Ein Bolus mit Sensoren im Pansen der Kühe wird von der Generationengemeinschaft als Managementtool bei der Herdenüberwachung gebraucht. Er misst unter anderem die Körpertemperatur und hilft z. B. bei der Früherkennung von Euterentzündungen, erleichtert die Brunstbeobachtung und kündigt das Abkalben vorzeitig an. Mit der Erneuerung der Wasserversorgung des Hofes werden dieses Jahr zudem auf allen Koppeln Weidetränken eingerichtet, was den täglichen Arbeitsaufwand weiter senken wird.